18.09.2020
Artikel
Einschulungen, Absolventen und Abgänger an allgemeinbildenden Schulen
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1991/92 erreichte Brandenburg mit 38 818 Kindern bei den Einschulungen den bisher höchsten Stand. 87,7 % dieser Kinder wurden fristgemäß, 6,7 % vorzeitig und 5,6 % verspätet eingeschult. Infolge des Geburtenknicks sank die Zahl der Einschulungen im Schuljahr 2000/01 um rund 62 % auf 14686 und damit auf den niedrigsten Stand seit 1991/92. Mit kleineren Brüchen erholte sich die Anzahl der eingeschulten Kinder danach kontinuierlich, um im Schuljahr 2019/20 mit 22 393 wieder bei 57 % des Wertes von 1991/92 zu liegen.
Seit 2005/06 sank die Zahl der vorzeitigen Einschulungen stetig auf lediglich 0,7 % im Schuljahr 2019/20, die Anzahl der verspätet eingeschulten Kinder hingegen stieg mit wenigen Ausnahmen an und erreichte am aktuellen Rand 17,4 % der Einschulungen. Die Gesamtzahl der Absolventen und Abgänger war in den letzten 30 Jahren – aufgrund der Bevölkerungsentwicklung – starken Schwankungen unterworfen. Verändert haben sich die Anteile der einzelnen Abschlussarten, mit denen junge Menschen im Land Brandenburg die allgemeinbildenden Schulen am Ende des Schuljahres verließen.
Vor allem in den letzten Jahren zeichnet sich eine Entwicklung zu mehr höherwertigen Schulabschlüssen ab. So hat die Hochschulreife den Realschulabschluss seit dem Schuljahr 2006/07 als häufigsten Abschluss abgelöst. Bis zum Schuljahr 2011/12 (Jahr mit dem doppelten Abiturientenjahrgang durch Einführung des 12-jährigen Abiturs an Gymnasien) hatten deutlich mehr als 40 % der Schülerinnen und Schüler, die die allgemeinbildende Schule verließen, das Abitur in der Tasche. Bis 2015/16 ist deren Anteil unter 40 % gesunken, liegt aber 2017/18 mit 42 % wieder knapp darüber und ist somit noch ca. 10 Prozentpunkte höher als in den 1990er Jahren.
Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulabschluss bilden mit 11 % bis 19 % die kleinste Gruppe der Absolventen. Seit dem Jahr 2007 hat deren Anteil die 16-Prozent-Marke nicht mehr überschritten (2018: 13 %).
Bemerkenswert ist, dass im betrachteten Zeitraum im Land Brandenburg der Anteil der Abiturientinnen stets mehr als die Hälfte (2018: 54 %) ausmachte. In den Abiturientenjahrgängen 2000 und 2001 betrug der Anteil junger Frauen sogar mehr als 60 %. Umgekehrt stellt sich das Verhältnis von Mädchen und Jungen bei den Abschlussarten „ohne Hauptschulabschluss/Berufsbildungsreife“ dar. Hier stellen die Jungen den Löwenanteil. Allerdings hat sich der Mädchenanteil seit 1993 von 27 % auf 37 % im Jahr 2018 erhöht.
Bundesweit betrachtet, ist ein stetiger Anstieg der Abiturientenanteile an der Gesamtzahl der Absolventen und Abgänger zuungunsten der Jugendlichen mit einem mittleren Abschluss (Realschulabschluss) zu verzeichnen. Anders als in Brandenburg behauptet bundesweit der mittlere Abschluss sowohl absolut als auch relativ (ca. 40 %) seit 1992 den ersten Platz unter den erworbenen allgemeinbildenden Abschlüssen.
Die Geschlechterverteilung stellt sich auf Bundesebene ähnlich wie in Brandenburg dar. Bundesweit beträgt im Jahr 2018 der Anteil der jungen Frauen mit Abitur 55 % der Absolventen mit Hochschulreife. Hingegen waren im gleichen Jahr nur 37 % der Abgänger ohne Hauptschulabschluss weiblich.
Absolventen und Abgänger sind Schülerinnen und Schüler, die am Ende des Schuljahres eine allgemeinbildende Schule (einschließlich zweiter Bildungsweg und berufliches Gymnasium) mit einem Abschluss- oder Abgangszeugnis verlassen, unabhängig davon, ob sie zum Erwerb weiterer Abschlussqualifikationen in eine andere allgemeinbildende Schulform wechseln.
Die Schulformen und die jeweils möglichen Abschlussarten sind im Brandenburgischen Schulgesetz geregelt. Der Realschulabschluss/die Fachoberschulreife schließt auch die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe ein. Unter dem Begriff „Hochschulreife“ werden die allgemeine Hochschulreife und die Fachhochschulreife zusammengefasst. Jugendliche mit einem von Förderschulen vergebenen eigenen Abschluss werden als Abgänger ohne Hauptschulabschluss/Berufsbildungsreife gezählt.
Der Artikel ist Teil der Jubiläumsausgabe „30 Jahre Brandenburg im Spiegel der amtlichen Statistik“ der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg, die im September 2020 erschien.