18.09.2020
Artikel
Asylbewerberleistungen

Seit 1994 werden Daten zu Asylbewerberinnen und Asylbewerbern in Form der Asylbewerberleistungsstatistik erhoben. Zu diesem Zeitpunkt erhielten im Land Brandenburg 7 900 Menschen Leistungen nach den gesetzlichen Vorgaben.
Im Jahr 2015, dem Jahr der großen Zuwanderung, stieg deren Zahl auf fast 30 000 Menschen an, um sich in den Folgejahren bei durchschnittlich ca. 16 000 Personen zu stabilisieren. Gegenwärtig sind in Brandenburg Asylbewerberinnen und -bewerber aus ca. 80 Staaten registriert. Dabei waren und sind männliche Asylbewerber stets in der Mehrheit, deren Zahl schwankte in all den Jahren zwischen 71,2 % (1995) und zuletzt 61,3 % (2019). Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern stellt die Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen die mit Abstand meisten Asylbewerberinnen und Asylbewerber. 1994 waren es 30,0 % der Männer und 23,5% der Frauen. Im Jahr 2019 lagen die Anteile dieser Altersgruppe bei 23,1 % und 22,5 %. Dagegen ist das Bestreben, ihr Heimatland zu verlassen, bei ab 60-Jährigen mit 0,7% im Jahr 1994 und 1,4 % im Jahr 2019 kaum vorhanden. Der Anteil der Asylbewerberinnen und Asylbewerber unter 18 Jahren stieg von 24,7 % im Anfangsjahr der Statistik auf 34,4 % (2019) an. Dies könnte daran liegen, dass entweder zunehmend größere Familien beziehungsweise Haushalte zuwandern oder gegenüber den Anfangsjahren mehr/alle Familienmitglieder mitgenommen werden.
Seit Beginn der Datenbereitstellung zu den Regelleistungen der Asylbewerber haben sich die Bruttoausgaben dafür stark verändert. Sind im Anfangsjahr noch umgerechnet 40,3 Mill. EUR aufgewendet worden, schlugen im Jahr 2019 rund 144,7 Mill. EUR zu Buche. 2016, infolge der hohen Aufwendungen vor allem an entsprechenden Unterkünften und Einrichtungen, wurden mit 237,8 Mill. EUR die bisher höchsten Ausgaben getätigt. Während sich die Zahl der Asylbewerberinnen und -bewerber 1994 im Verhältnis zu 2019 etwa verdoppelt hat, haben sich die Ausgaben mehr als verdreifacht. Hauptgründe dafür sind sowohl die angestiegenen Richtsätze für die Gewährung von Hilfen als auch die gestiegenen Kosten für die Unterbringung.
Jährlich zum 31.12. werden die Zahl der Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die finanziellen Ausgaben und Einnahmen sowie, falls berechtigt, zusätzliche Leistungen von den Sozialämtern im Rahmen einer Vollerhebung an die Statistischen Ämter der Länder gemeldet.
Die Grundleistungen werden gemäß § 3 AsylbLG¹, den Leistungsberechtigten für den notwendigen Bedarf an Ernährung, Unterkunft, Heizung, Kleidung, Gesundheitspflege sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgütern des Haushalts im notwendigen Umfang in Form von Sachleistungen gewährt. Bei Unterbringung außerhalb von Aufnahmeeinrichtungen erhalten Leistungsberechtigte vorrangig Geldleistungen zur Deckung des notwendigen Bedarfs. Anstelle von Geldleistungen können stattdessen Leistungen in Form von Wertgutscheinen, unbaren Abrechnungen oder Sachleistungen im gleichen Wert gewährt werden. Zur Deckung der persönlichen Bedürfnisse des täglichen Lebens erhalten die Leistungsempfängerinnen und -empfänger zusätzlich einen monatlichen Geldbetrag. Mit der Erhebung sollen umfassende und zuverlässige Daten über die sozialen und finanziellen Auswirkungen des AsylbLG sowie über den Personenkreis der Leistungsempfängerinnen und -empfänger bereitgestellt werden.
Der Artikel ist Teil der Jubiläumsausgabe „30 Jahre Brandenburg im Spiegel der amtlichen Statistik“ der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg, die im September 2020 erschien.