06.05.2020
Wahlen
Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik der Landtagswahl 2019 in Brandenburg
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Am 1. September 2019 wurde der 7. Brandenburger Landtag gewählt. Neben den Ergebnissen zum
Abschneiden der Parteien und der Sitzverteilung im neu gewählten Landtag ist die Analyse des Wahlverhaltens ebenfalls von großem Interesse. Die vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg ausgewertete
repräsentative Wahlstatistik gibt Auskunft über das alters- und geschlechtsspezifische Wahlverhalten
im Hinblick auf Wahlbeteiligung und Parteipräferenzen. Diese im Brandenburgischen Landeswahlgesetz
geregelte Statistik hebt sich insofern von Daten, die von Meinungs- und Wahlforschungsinstituten erhoben wurden, ab, als dass sie auf einer wesentlich breiteren Datenbasis fußt und das tatsächliche Wahlverhalten, nicht das erfragte, widerspiegelt und damit deutlich zuverlässigere Ergebnisse ermöglicht.
Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse der Landtagswahl 2019 in Brandenburg dargestellt,
alle Zahlen und Ergebnisse sind im Statistischen Bericht zur repräsentativen Wahlstatistik zu finden.
Vorbemerkungen
Die Stichprobe umfasst – nach Vorgabe des Landeswahlleiters – die gleichen Wahlbezirke, die bereits Teil der repräsentativen Wahlstatistik der Europawahl 2019 waren. Dies sind 76 der insgesamt 3 330 Urnenwahlbezirke im Land Brandenburg, wobei ein Wahlbezirk hinzugefügt wurde, da seit der Europawahl am 26. Mai 2019 zwei Wahlbezirke aus der Stichprobe zusammengelegt wurden. Aufgrund fehlender Rechtsgrundlagen wurde keiner der 505 Briefwahlbezirke berücksichtigt. Zwei Wahlbezirke wurden aus der Stichprobe ausgeschlossen, da dort bei der Wahl keine gekennzeichneten Stimmzettel ausgegeben wurden. Vier weitere fielen aufgrund unvollständiger bzw. unbrauchbarer Lieferung aus der Stichprobe, sodass 70 Wahlbezirke die tatsächliche Grundlage der Stichprobe darstellen. Dies entspricht 2,9 % der Wahlberechtigten bzw. 2,1 % der Wählerinnen und Wähler.
Die Wählerinnen und Wähler wurden im Wahllokal über die Teilnahme an der repräsentativen Wahlstatistik informiert. Zur Durchführung der Statistik wurden den Wahllokalen gekennzeichnete Stimmzettel mit den aufgedruckten Merkmalen (Geschlecht und Alter) ausgehändigt. Die repräsentative Wahlstatistik besteht aus zwei Teilen: der Wahlbeteiligung und der Stimmabgabe. Zur Wahrung des Wahlgeheimnisses wurde das Alter in Klassen zusammengefasst. Die Analyse der Wahlbeteiligung umfasst elf Altersgruppen (16 bis unter 18 Jahre, 18 bis unter 21 Jahre, 21 bis unter 25 Jahre, 25 bis unter 30 Jahre, 30 bis unter 35 Jahre, 35 bis unter 40 Jahre, 40 bis unter 45 Jahre, 45 bis unter 50 Jahre, 50 bis unter 60 Jahre, 60 bis unter 70 Jahre, 70 Jahre und älter), während für das Wahl-verhalten fünf weiter zusammengefasste Altersgruppen (16 bis unter 25 Jahre, 25 bis unter 35 Jahre, 35 bis unter 45 Jahre, 45 bis unter 60 Jahre, 60 Jahre und älter) berücksichtigt wurden. Erstmals wurde das Geschlechts-merkmal „divers oder ohne Angabe“ aufgenommen. Zur Wahrung des Wahlgeheimnisses wurde keine dritte Kategorie gebildet, sodass das Merkmal Geschlecht weiterhin zwei Ausprägungen aufweist: „männlich, divers oder ohne Angabe“ und „weiblich“. Die Ergebnisse der Stichprobe wurden mithilfe von Hochrechnungsfaktoren, die unter Berücksichtigung von Stimmabgabe und Wahlberechtigten ermittelt wurden, auf das amtliche Ergebnis extrapoliert, wodurch Zufallsfehler entstehen können.
Demografische Wandel in der Wählerschaft
Der demografische Trend der letzten Jahre spiegelt sich auch bei der Wahl zum 7. Brandenburger Landtag in den Daten zu den Wahlberechtigten wider. Ein Blick auf Tabelle 2 zeigt keine überraschenden Zahlen, dennoch ist hier darauf hinzuweisen, dass die Altersgruppen nicht homogen sind und eine Interpretation daher nur eingeschränkt möglich ist. Wie zu erwarten war, steigen die Zahlen der Wahlberechtigten mit zunehmendem Alter, dies steht im Einklang mit dem Trend der höheren Lebenserwartung bei geringeren Geburtenraten in Brandenburg. Zu beachten ist hier, dass die ersten drei Altersgruppen jeweils zwei bis vier Geburtsjahrgänge, die folgenden jeweils fünf, die nächsten zwei Altersgruppen sogar zehn und die letzte Altersgruppe alle weiteren Geburtsjahrgänge umfassen. Der größte Zuwachs an Wahlberechtigten ist mit einem Plus von 3,2 Prozentpunkten in der Altersgruppe 60 bis unter 70 Jahren zu verzeichnen, der größte Rückgang mit immerhin 2,7 Prozentpunkten weniger als bei der Landtagswahl 2014 findet sich bei den 25- bis unter 30-jährigen Wahlberechtigten.
von Céline Arriagada
Referat Bevölkerung, Kommunal- und Wahlstatistik
Briefwahlanteil wächst wieder
Immer beliebter ist die Briefwahl. Obwohl der Anteil der Wahlberechtigten, die einen Wahlschein beantragten, bei der letzten Landtagswahl 2014 erstmals leicht zurückging (–0,5 Prozentpunkte im Vergleich zu den Landtagswahlen 2009), so ist ein steigender Trend der Wahlscheinempfängerinnen und -empfänger bei den Wahlen der letzten Jahre zu beobachten. Die Differenz bei den Wahlscheinempfängerinnen und -empfängern zwischen den Jahren 2019 zu 2014 liegt im amtlichen Ergebnis bei plus 4,8 Prozentpunkten. Besonders häufig genutzt wird die Briefwahl von der älteren Bevölkerung. Für die letzten drei Altersgruppen liegt der Anteil bei 16,1 % bis 18,5 %, während die jüngere Generation seltener von dieser Wahlmöglichkeit Gebrauch macht. Hier liegt der Anteil für die 16- bis unter 21-Jährigen zwischen 8,9 % und 10,7 %. Dennoch ist in allen Altersgruppen eine Steigerung zu beobachten.
Wahlbeteiligung deutlich gestiegen
Nach einem signifikanten Rückgang der Wahlbeteiligung 2014, der darauf zurückgeführt wurde, dass 2009 die Landtagswahlen zeitgleich mit den Bundestagswahlen stattfanden, ist die Wahlbeteiligung 2019 wieder deutlich gestiegen, obwohl auch im Jahr 2019 keine weiteren Wahlen parallel stattfanden. Mit einem Plus von 12,8 Prozentpunkten stieg die Wahlbeteiligung von 48,5 % im Jahr 2014 auf 61,3 % im Jahr 2019. Der größte Anstieg ist hierbei in der Altersgruppe 40 bis unter 45 Jahre zu finden (insgesamt: +21,0 Prozentpunkte; männlich, divers oder ohne Angabe: +22,5 Prozentpunkte), während bei den Frauen der Anteil der 35- bis unter 40-Jährigen (+20,0 Prozentpunkte) am stärksten stieg. Den geringsten Anstieg verzeichnet die Altersgruppe 70 Jahre und älter (insgesamt: 2,5 Prozentpunkte; männlich, divers oder ohne Angabe: 3,4 Prozentpunkte; weiblich: 2,0 Prozentpunkte). Dennoch war hier die Wahlbeteiligung 2014 bereits verhältnismäßig hoch (insgesamt: 58,0 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 63,7 %; weiblich: 54,0 %). Der Trend der steigenden Wahlbeteiligung mit steigendem Alter ist auch hier – mit Ausnahme der jüngsten und der ältesten Altersgruppe – zu beobachten, wobei ab einem Alter von 50 Jahren die Wahlbeteiligung wieder etwas zurückgeht. Dennoch ist die Differenz (insgesamt: –25,9 Prozentpunkte; männlich, divers oder ohne Angabe: –27,9 Prozentpunkte; weiblich: –23,8 Prozentpunkte) zwischen der Gruppe mit der geringsten Wahlbeteiligung, also 21 bis unter 25 Jahre (insgesamt: 42,3 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 40,8 %; weiblich: 43,9 %), und der mit der höchsten Wahlbeteiligung, also 45 bis unter 50 Jahre (insgesamt: 68,2 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 68,7 %; weiblich: 67,7 %), bei weitem nicht mehr so gravierend wie im Jahr 2014.
Wahlverhalten
Neben der Wahlbeteiligung steht auch das alters- und geschlechtsspezifische Wahlverhalten im Fokus der repräsentativen Wahlstatistik. Als Gewinner der Landtagswahl ging die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) mit 26,2 % der Zweitstimmen und 25,8 % der Erststimmen hervor und konnte somit 25 Direktmandate erringen (Tabelle 5). Dies bedeutet allerdings auch einen Verlust im Vergleich zu der Wahl 2014 von 5,7 Prozentpunkten (Zweitstimmen) beziehungsweise 5,5 Prozentpunkten (Erststimmen). Gefolgt wird die SPD von der Alternative für Deutschland (AfD), die mit 23,5 % der Zweitstimmen und 22,2 % der Erststimmen die größten Gewinne (Zweitstimmen: 11,3 Prozentpunkte; Erststimmen: 13,2 Prozentpunkte) verbuchen konnte. Auch die Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (GRÜNE/B 90) konnte ihre Ergebnisse der letzten Wahl weiterhin verbessern: von 6,2 % auf 10,8 % bei den Zweitstimmen (+4,6 Prozentpunkte) sowie von 5,8 % auf 10,3 % bei den Erststimmen (+4,5 Prozentpunkte). Die größten Einbußen mussten die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) sowie die DIE LINKE verkraften. Während die CDU einen Verlust von –7,4 Prozentpunkten für die Zweitstimmen (2019: 15,6 %; 2014: 23,0 %) und –7,6 Prozentpunkten für die Erststimmen (2019: 17,5 %; 2014: 25,1 %) hinnehmen mussten, lag dieser für DIE LINKE bei sogar –7,9 Prozentpunkten für die Zweitstimmen (2019: 10,7 %; 2014: 18,6 %) und –8,4 Prozentpunkten für die Erststimmen (2019: 12,2 %; 2014: 20,6 %). Der allgemeine deutschlandweite Trend der sogenannten Volksparteien als große Verlierer spiegelt sich auch in der Landtagswahl 2019 in Brandenburg deutlich wider.
Zweitstimmenabgabe nach Alter und Geschlecht
Traditionell vergrößert sich die Wählerschaft der SPD mit steigendem Alter. Hier ist die Differenz beim Zweitstimmenanteil nach Altersgruppen am größten: Während nur 10,8 % der 16- bis unter 25-Jährigen (männlich, divers oder ohne Angabe: 12,3 %; weiblich: 9,4 %) der SPD ihre Zweitstimme gaben, waren es 36,8 % der Wählerinnen und Wähler ab 60 Jahre (männlich, divers oder ohne Angabe: 33,3 %; weiblich: 39,9 %); das ist ein Unterschied von 26,0 Prozentpunkten. Mit Ausnahme der Altersgruppe 16 bis unter 25 Jahre ist die Wählerschaft der SPD überwiegend weiblich (insgesamt: 26,2 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 23,5 %; weiblich: 28,8 %). Im Vergleich zu den Ergebnissen der letzten Landtagswahl hat die SPD über alle Altersgruppen, unabhängig vom Geschlecht, Verluste erfahren.
Ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so deutliches Bild zeichnet sich für die Wählerinnen und Wähler der CDU ab: Die wenigsten Zweitstimmen erhielt die CDU von den 16- bis unter 25-Jährigen (insgesamt: 10,0 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 11,4 %; weiblich: 8,5 %), während die meisten Stimmen von den Wählerinnen und Wählern über 60 Jahre kamen (16,9 %). Dies gilt ebenfalls für die weibliche Wählerschaft mit 18,0 %, während für das Geschlechtsmerkmal „männlich, divers oder ohne Angabe“ mit 16,0 % der höchste Stimmenanteil in der Altersgruppe 45 bis unter 60 Jahren zu finden ist. Wie auch bei der SPD ist – mit Ausnahme der 16- bis unter 25-Jährigen – die Wählerschaft überwiegend weiblich (insgesamt: 15,6 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 14,7 %; weiblich: 16,4 %). Im Vergleich zur Wahl 2014 liegt der größte Verlust der CDU bei den 16- bis unter 25-jährigen Frauen (–13,5 Prozentpunkte).
DIE LINKE zeigt ein homogeneres Bild bei der Wählerschaft: Der geschlechtsspezifische Unterschied (insgesamt: 10,7 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 10,6 %; weiblich: 10,8 %) ist hier kaum erkennbar. Zwar wählt auch hier zum Großteil die älteste Altersgruppe 60 plus (insgesamt: 12,9 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 13,5 %; weiblich: 12,4 %) DIE LINKE, jedoch liegt die Altersgruppe 16 bis unter 25 Jahre eher im Mittelfeld, während die wenigsten Stimmen von den 35- bis unter 45-Jährigen (8,4 %) kamen. Dies gilt ebenfalls für die weibliche Wählerschaft (7,7 %), aber nicht für das Geschlechtsmerkmal „männlich, divers oder ohne Angabe“, hier gaben die wenigsten der 45- bis unter 60-Jährigen (8,2 %) ihre Zweitstimme für DIE LINKE ab. Die zunehmende Homogenität der Wählerschaft spiegelt sich ebenfalls in der Differenz zur Landtagswahl im Jahr 2014 wider: Selbst wenn DIE LINKE über alle Altersgruppen hinweg Verluste hinnehmen musste, sind die größten Verluste in den zwei höchsten Altersgruppen (insgesamt: 45 bis unter 60 Jahre mit 9,2 Prozentpunkten; männlich, divers oder ohne Angabe: 60 Jahre und älter mit 10,2 Prozentpunkten; weiblich: 45 bis unter 60 Jahre mit 8,7 Prozentpunkten) zu finden, während die geringsten Verluste bei den drei jüngeren Altersgruppen (insgesamt: 25 bis unter 35 Jahre und 35 bis unter 45 Jahre mit jeweils 4,9 Prozentpunkten; männlich, divers oder ohne Angabe: 35 bis unter 45 Jahre mit 4,0 Prozentpunkten; weiblich: 16 bis unter 25 Jahre mit 3,9 Prozentpunkten) zu verbuchen sind.
Die AfD wiederum zeigt einen deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschied im Wahlverhalten: Bei insgesamt 23,5 % der Zweitstimmen kamen 29,9 % von Wählern mit dem Merkmal „männlich, divers oder ohne Angabe“ und lediglich 17,3 % der abgegebenen Zweitstimmen von Frauen. Interessant ist hier ebenfalls der Vergleich der Altersgruppe, die am seltensten die AfD wählte. Im Jahr 2014 war das noch die höchste Altersgruppe, also die Wählerinnen und Wähler ab 60 Jahre (insgesamt: 8,9 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 11,5 %; weiblich: 6,6 %). Im Jahr 2019 ist dies die niedrigste Altersgruppe, also die 16- bis unter 25-Jährigen (insgesamt: 15,6 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 18,3 %; weiblich: 12,8 %). Seit der letzten Landtagswahl ist die AfD-Wählerschaft gealtert: die größten Gewinne konnte die AfD bei den 45- bis unter 60-Jährigen (insgesamt: 13,7 Prozentpunkte; männlich, divers oder ohne Angabe: 18,0 Prozentpunkte; weiblich: 8,8 Prozentpunkte) erzielen. Diese Altersgruppe hat am häufigsten ihre Zweitstimme der AfD gegeben (insgesamt: 28,2 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 35,4 %), mit Ausnahme der Frauen, bei denen die meisten Wählerinnen der AfD im Alter zwischen 35 und unter 45 Jahren (20,8 %) waren.
Die Partei GRÜNE/B 90 zeigt nach der SPD den deutlichsten altersspezifischen Unterschied in ihrer Wählerschaft. Dieser ist genau umgekehrt zur SPD: Die meisten Zweitstimmen erhielten GRÜNE/B 90 von den 16- bis unter 25-Jährigen (insgesamt: 31,2 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 28,3 %; weiblich: 34,2 %) und die mit Abstand wenigsten von ihrer Wählerschaft ab 60 Jahre (insgesamt: 5,5 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 4,6 %; weiblich: 6,3 %). Die Differenz zwischen den jüngsten und ältesten Wählerinnen und Wählern liegt hier also bei 25,7 Prozentpunkten. Die 16- bis unter 25-Jährigen repräsentieren ebenfalls die Altersgruppe, bei der die Partei GRÜNE/B 90 die größten Gewinne (insgesamt: 15,0 Prozentpunkte; männlich, divers oder ohne Angabe: 15,0 Prozentpunkte; weiblich: 14,7 Prozentpunkte) erzielen konnte. Über alle Altersgruppen hinweg sind GRÜNE/B 90 überwiegend weiblich (insgesamt: 10,8 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 9,7 %; weiblich: 11,9 %), wobei die Unterschiede hier nicht so groß sind.
Auch die Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen/Freie Wähler (BVB/FREIE WÄHLER) erhielten von den Frauen die meisten Stimmen, wobei auch hier der geschlechtsspezifische Unterschied nicht gravierend ist (insgesamt: 5,0 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 4,4 %; weiblich: 5,6 %). Beim altersspezifischen Wahlverhalten lässt sich feststellen, dass die wenigsten Stimmen von den 16- bis unter 25-Jährigen (insgesamt: 3,9 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 3,6 %; weiblich: 4,2 %) kamen, die meisten von den 35- bis unter 45-Jährigen (insgesamt: 6,9 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 5,9 %; weiblich: 7,9 %) und ab 45 Jahren die Wählerschaft kleiner wird. Die Partei konnte über alle Altersgruppen hinweg Gewinne zwischen 1,1 Prozentpunkten (45 bis unter 60 Jahre; männlich, divers oder ohne Angabe) und 4,8 Prozentpunkten (35 bis unter 45 Jahre; weiblich) erzielen.
Nach den Verlusten der letzten Landtagswahl im Jahr
2014 konnte die Freie Demokratische Partei (FDP) zwar
wieder Gewinne erzielen, zum Einzug in den Landtag
reichte es dennoch nicht. Die meisten Stimmen erhielt die FDP von den 16- bis unter 25-Jährigen (7,3 %),
die ebenfalls die Altersgruppe mit dem größten Gewinn (5,2 Prozentpunkte) darstellt, die wenigsten von
der Wählerschaft 60 plus (2,8 %), die wiederum auch
die Altersgruppe mit dem geringsten Gewinn (1,7 Prozentpunkte) darstellt. Ein geschlechtsspezifischer Unterschied ist nicht eindeutig zu erkennen. Insgesamt
wählten etwas mehr Frauen (insgesamt: 4,1 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 4,0 %; weiblich: 4,2%)
die FDP, dies gilt allerdings erst ab der Altersgruppe 35
bis unter 45 Jahre (männlich, divers oder ohne Angabe: 4,4 %; weiblich: 5,8 %), während die Wählerinnen
in der Altersgruppe 16 bis unter 25 Jahre noch unterrepräsentiert sind (männlich, divers oder ohne Angabe: 9,3 %; weiblich: 5,3 %) und es bei den 25- bis unter
35-Jährigen überhaupt keinen Unterschied zwischen
den Geschlechtern gibt (jeweils 4,3 %).
Typischerweise haben auch bei dieser Wahl insbesondere die jungen Wahlberechtigten ihre Zweitstimme einer kleineren Partei gegeben. Unter „Sonstige“ befinden sich folgende Parteien: Piratenpartei Deutschland (PIRATEN), Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ (Tierschutzpartei) und die Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer (V-Partei3). Diese Parteien wurden überwiegend von den 16- bis unter 25-Jährigen (insgesamt: 11,4 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 8,5 %; weiblich: 14,4 %) gewählt, während sie bei den Wahlberechtigten ab 60 Jahren (insgesamt: 1,3 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 0,8 %; weiblich: 1,7 %) kaum Anklang fanden. Die Wählerschaft dieser Parteien ist unabhängig vom Alter überwiegend weiblich (insgesamt: 4,1 %; männlich, divers oder ohne Angabe: 3,1 %; weiblich: 5,1 %). Auffällig ist bei den sonstigen Parteien allerdings die Differenz zur letzten Wahl 2014: Während das Geschlechtsmerkmal „männlich, divers oder ohne Angabe“ ausschließlich Verluste zeigt, ist die Differenz bei den Wählerinnen durchweg positiv. Dies ist bei keiner der anderen Parteien zu beobachten.
Stimmensplitting
Das Brandenburger Wahlsystem sieht zur Landtagswahl ein Zwei-Stimmen-System vor. Die in der Regel 88 Sitze werden über 44 Direktmandate, die mit der Erststimme gewählt werden, sowie 44 Listenmandate, die mit der Zweitstimme gewählt werden, vergeben. Es handelt sich somit um eine Kombination aus Mehrheits- und Verhältniswahl. Ein Vergleich mit dem Stimmensplitting der letzten Landtagswahl zeigt, dass die Wählerinnen und Wähler weniger geneigt sind, ihre zwei Stimmen zu splitten, ebenso sind gewünschte Koalitionen weniger deutlich erkennbar. Für gewöhnlich zeigen Wählerinnen und Wähler kleinerer Parteien eine höhere Bereitschaft zum Stimmensplitting als diejenigen etablierter Parteien. Dies liegt unter anderem auch daran, dass kleinere Parteien häufig keine oder nur wenige Direktkandidatinnen und -kandidaten aufstellen. Dieser Trend ist auch hier erkennbar, wobei die BVB/FREIE WÄHLER die Ausnahme bildet: Immerhin 71,9 % derjenigen, die dieser Partei ihre Zweitstimme gaben, wählten mit ihrer Erststimme ebenfalls den Direktkandidaten, der von der BVB/FREIE WÄHLER in jedem der 44 Landtagswahlkreise aufgestellt wurde. Am wenigsten neigten die Wählerinnen und Wähler der AfD (87,7 %) zur Aufteilung ihrer Stimmen, diese stellen auch den Spitzenwert in der Altersgruppe der 60- bis unter 70-Jährigen mit über 90 %. Ebenfalls sehr konsistent ist das Wahlverhalten der CDU-Wählerinnen und -Wähler (83,1 %). Die SPD und DIE LINKE folgen mit immerhin noch 78,3 % beziehungsweise 77,4 %. Das Schlusslicht bilden BVB/FREIE WÄHLER (71,9 %), gefolgt von GRÜNE/B 90 (65,6 %) sowie der FDP (56,7 %). Wählerinnen und Wähler, die ihre Zweitstimme einer sonstigen Partei gaben, wählten mit ihrer Erststimme überwiegend die BVB/FREIE WÄHLER (20,5%) oder GRÜNE/B 90 (20,4 %), gefolgt von DIE LINKE (13,5 %) und der AfD (12,3 %).Lediglich 9,6 % gaben auch ihre Zweitstimme einer der sonstigen Parteien.
Wie bereits erwähnt, sind von Wählerinnen und Wählern gewünschte Koalitionen bei dieser Wahl nicht so deutlich erkennbar wie bei den letzten Landtagswahlen im Jahr 2014. Wird von den sonstigen Parteien abgesehen, so sind nur drei potenzielle Koalitionen im zweistelligen Bereich: 15,9 % der GRÜNE/B 90-Wählerinnen und -Wähler gaben ihre Erststimme der SPD. 15,4 % derjenigen, die ihre Zweitstimme der FDP gaben, wählten mit der Erststimme eine Kandidatin oder einen Kandidaten der CDU. Immerhin noch 10,1 % der Wählerinnen und Wähler, die mit ihrer Erststimme DIE LINKE wählten, gaben ihre Zweitstimme der SPD.
Zusammenfassung
Der allgemeine Trend der alternden Wählerschaft ist auch bei der Landtagswahl 2019 im Land Brandenburg erkennbar: Mit steigendem Alter wächst der Anteil der Wahlberechtigten. Dies liegt zum Teil am demografischen Wandel – höhere Lebenserwartung bei geringeren Geburtenraten – und zum Teil auch an den heterogenen Altersgruppen. Der Anteil der Wahlscheinempfängerinnen und -empfänger ist nach dem leichten Rückgang bei der letzten Landtagswahl bei allen Altersgruppen – ungeachtet des Geschlechts – wieder gestiegen. Besonders beliebt ist die Briefwahl bei älteren Wahlberechtigten ab 50 Jahren.
Ebenfalls deutlich gestiegen ist die Wahlbeteiligung. Mit einer Wahlbeteiligung von 61,3 % ist diese im amtlichen Ergebnis um ganze 13,4 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwahl 2014 gestiegen. Dieser Trend ist besonders bei den Wählerinnen und Wählern im Alter von 40 bis unter 45 Jahren (+21,0 Prozentpunkte) erkennbar. Wenig überraschend ist hier ebenfalls die altersspezifische Wahlbeteiligung: Mit steigendem Alter wächst die Wahlbeteiligung, erreicht ihren Spitzenwert von 68,2 % bei den 45- bis unter 50-Jährigen und geht dann wieder etwas zurück.
Die Analyse der Zweitstimmenabgabe nach Alter und Geschlecht zeigte insbesondere altersspezifische Unterschiede im Wahlverhalten: Besonders beliebt bei der älteren Generation sind die SPD, die CDU sowie DIE LINKE, wobei letztere in ihrer Wählerschaft schon deutlich homogener ist. Bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern sind insbesondere die GRÜNE/B 90, die FDP und die kleineren Parteien, welche unter „Sonstige“ zusammengefasst wurden, beliebt. Die größten altersspezifischen Unterschiede zeigten die SPD (26,0 Prozentpunkte) und GRÜNE/B 90 (25,7 Prozentpunkte). Geschlechtsspezifische Unterschiede im Wahlverhalten waren hingegen nur selten deutlich zu erkennen. Während insbesondere die SPD, die CDU, GRÜNE/B 90, BVB/FREIE WÄHLER und die kleineren Parteien bei Frauen beliebter waren, zeigt die AfD als einzige Partei ein vollkommen anderes Bild: Ganze 29,9 % der Wähler mit dem Geschlechtsmerkmal „männlich, divers oder ohne Angabe“ wählten diese Partei, wohingegen nur 17,3 % der Frauen der AfD ihre Zweitstimme gaben. Der geschlechtsspezifische Unterschied in der Wählerschaft ist somit bei der AfD deutlich größer als bei allen anderen Parteien (zwischen 0,2 und 5,3 Prozentpunkten).
Der Blick auf das Stimmensplitting dieser Wahl zeigt, dass die Wählerinnen und Wähler allgemein weniger zum Aufteilen ihrer zwei Stimmen neigen als bei der Landtagswahl 2014 und auch gewünschte Koalitionen nicht deutlich erkennbar sind. Besonders loyal sind Wählerinnen und Wähler der AfD (87,7 %), der CDU (83,1 %) und der SPD (78,3 %), wohingegen diejenigen, die ihre Zweitstimme der FDP (56,7 %), GRÜNE/B 90 (65,6 %) oder BVB/FREIE WÄHLER (71,9 %) gaben, eher geneigt waren, eine Direktkandidatin oder einen Direktkandidaten einer anderen Partei zu wählen. Traditionell ist die größte Bereitschaft zum Stimmensplitting allerdings bei den kleineren Parteien (9,6 %) zu beobachten.
von Céline Arriagada
Referat Bevölkerung-, Kommunal-, und Wahlstatistik