Gibt es sie noch, die Wilmersdorfer Witwe?
Im Musical Linie 1 wird die Wilmersdorfer Witwe als eine „standesbewusste“ ältere Dame beschrieben, die im Westen und Südwesten Berlins lebt. Trifft dies heute noch zu?...
In der Rubrik Bautätigkeit und Wohnungen des ersten Statistischen Taschenbuchs [1] für Gesamt-Berlin nach dem Mauerfall finden sich Statistiken zu Wohnungen, Wohnfläche und Baufertigstellungen. Neben einer Vielzahl von Indikatoren zur Wohnungsversorgung im Jahr 1989 wird die Wohnungssituation für Berlin-Ost und -West sowie für die Bezirke vorgestellt.
Die meisten Einwohnerinnen und Einwohner Berlins lebten 1989 in Mietwohnungen im Geschosswohnungsbau, der durchschnittlich 2,5 Wohnräume je Wohnung aufwies und zu einem Drittel vor 1919 entstand. Mit einem Wohnungsbestand von 1.728.082 Wohnungen kamen auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 506 Wohnungen. Rund drei Jahrzehnte später hat sich der Wohnungsbestand auf 2.014.562 Wohnungen erhöht, sodass 536 Wohnungen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner zur Verfügung standen.
Dieser Zuwachs ging gleichzeitig mit einem größeren Zuschnitt der Wohnungen einher: 2022 war eine Berliner Wohnung im Schnitt 73,2 m2 groß. [2] Mit 61,3 m2 war die durchschnittliche Wohnfläche in Berlin-Ost 1989 rund 12 m2 kleiner – auch gegenüber Berlin-West mit einer durchschnittlichen Fläche von 69,5 m2. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in der Wohnfläche je Person wider: 1989 lag diese im Westteil der Stadt bei 37,4 m2, im Ostteil bei 30,4 m2. Besonders die vom Wohnungsneubau geprägten Bezirke in Berlin-Ost wiesen eine geringere Wohnfläche je Person gegenüber den bürgerlichen Wohnbauten der Gründerzeit auf: So reichte die Wohnfläche je Person auf Ebene der Bezirke von 24,3 m2 in Marzahn bis 43,8 m2 in Wilmersdorf.
Deutliche Unterschiede zwischen dem Ost- und dem Westteil Berlins zeigten sich ebenfalls in den Baufertigstellungen des Jahres 1989. Während bis weit in die 1980er Jahre hinein in den Randbezirken von Berlin-Ost Wohngebäude in Plattenbauweise entstanden, lag der Bau der Großwohnsiedlungen in Berlin-West, wie das Märkische Viertel im Bezirk Reinickendorf und Gropiusstadt im Bezirk Neukölln, bereits mehr als ein Jahrzehnt zurück.
So wurden 1989 in Berlin-West mit 4 883 Wohnungen beziehungsweise 2,3 Wohnungen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner deutlich weniger Wohnungen als in Berlin-Ost fertiggestellt. In Berlin-Ost wurden im gleichen Jahr dreimal so viele Wohnungen (14.867) gebaut, sodass auf 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner 11,6 neue Wohnungen kamen. Fast drei Jahrzehnte später liegt die Zahl an Baufertigstellungen neuer Wohnungen unter dem Niveau von 1989: 2022 konnten 17.310 Wohnungen fertiggestellt werden [3] – dies entspricht 4,6 Wohnungen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Die enorme Bautätigkeit in Berlin-Ost konzentrierte sich 1989 hauptsächlich auf den östlichen Randbezirk Hellersdorf: 67,6 % (10.054) aller Wohnungen im Ostteil wurden hier gebaut. Auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner kamen 91,8 Neubauwohnungen. Die Plattenbauwohnungen waren zur Zeit ihrer Entstehung begehrt, da diese Wohnungen im Gegensatz zu den damaligen Altbauwohnungen mit standardisiertem Komfort wie fließendem warmen und kalten Wasser, Zentralheizung, Toilette in der Wohnung und Badewanne ausgestattet waren. In Hellersdorf gehörte zu 95,8 % aller Wohnungen ein Bad oder eine Dusche – im Ostberliner Bezirk Friedrichshain traf dies nur auf 73,0 % der Wohnungen zu, da es sich in dem Bezirk vorrangig um Wohnungen mit unsanierter Altbausubstanz handelte.
Anlässlich der Wiedereinigung Deutschlands im Jahr 1990 taten sich das Statistische Landesamt Berlin (West) und das Statistische Amt der Stadt Berlin (Ost), vormals Staatliche Zentralverwaltung für Statistik – Bezirksstelle Berlin, zusammen, um eine gemeinsame Veröffentlichung über alle Berliner Bezirke herauszubringen. Ergebnis war das seit langem erste Gesamtberliner Statistische Taschenbuch, das einerseits Ost und West gegenüberstellte und andererseits eine Zusammenführung der statistischen Angaben zu Gesamtberlin zuließ.
[1] Statistisches Landesamt Berlin (1990): Berliner Bezirke. Statistisches Taschenbuch. Kulturbuch-Verlag GmbH.
[2] Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2018): Statistiken. Bauen und Wohnungen. Basisdaten Bautätigkeit.
[3] Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2019): Baufertigstellungen, Bauüberhang und Bauabgang in Berlin 2018. Statistischer Bericht F II 2 – j/22.
Der Artikel erschien erstmals in der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg, Ausgabe 4/2019 und wurde hier um aktuelle Zahlen für das Jahr 2022 ergänzt.
Bevölkerungs- und Kommunalstatistik
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