18.09.2020
Leben und Wohnen
Straßenverkehrsunfälle

Bei der Betrachtung der Straßenverkehrsunfälle im Land Brandenburg von 1991 bis 2019 lassen sich je nach Unfallfolge verschiedene Entwicklungen beobachten.
Die Anzahl der Sachschadensunfälle nahm nach 1991 mit 48 363 Unfällen zunächst deutlich zu und erreichte 1999 mit fast 90 000 Unfällen das bisherige Maximum; ein Zuwachs um 86,0 %. Gegenüber diesem Hoch sank seit der Jahrtausendwende die Zahl der Sachschadensunfälle wieder um 16,9 % auf 74 761 Unfälle im Jahr 2019. Die Anzahl der Unfälle mit Personenschaden nahm nach 1991 mit 12 230 Unfällen zunächst deutlich zu und erreichte 1995 mit fast 16 500 Unfällen das bisherige Maximum; ein Zuwachs um 34,9 %. Danach sank die Anzahl fast kontinuierlich auf ein Minimum von bisher 8179 Unfällen im Jahr 2010 und stieg bis 2019 wieder auf 9 193 Unfälle an. In den Jahren nach 2010 gab es somit in keinem anderen Jahr als 2019 mehr Personenschadensunfälle. Anders als bei den Sachschadensunfällen nahmen die Unfälle mit Personenschaden gegenüber 1991 trotz aktueller Trendwende um 24,8 % ab. Dies führte 2019 dazu, dass nur noch bei weniger als 11,0% aller Unfälle Verunglückte zu beklagen waren. Im Jahr 1991 lag der Anteil bei 20,2 %. Der Rückgang der Personenschadensunfälle fiel regional sehr unterschiedlich aus. Während im Landkreis Spree-Neiße die Unfälle mit Personenschaden von 1991 bis 2019 um rund 63,0 % zurückgingen, verringerte sich die Zahl der Personenschadensunfälle im Landkreis Oberhavel im gleichen Zeitraum nur um 15,4 %. Die Landeshauptstadt Potsdam musste als einziger Verwaltungsbezirk sogar einen Zuwachs der Unfälle mit Verunglückten um 21,7 % hinnehmen.
Die Zahlen zu den verunglückten Personen innerhalb der Unfälle mit Personenschaden entwickelten sich je nach Schwere der Verletzung ebenfalls unterschiedlich. Die Zahl der getöteten Personen ging mit 931 im Jahr 1991 um mehr als 86,6 % auf 125 im Jahr 2019 zurück. Gab es 1991 noch fast acht Tote auf 100 Unfälle mit Personenschaden, war es 2019 nur noch einer. Die geringste Zahl getöteter Personen bei Straßenverkehrsunfällen in Brandenburg wurde mit 121 Getöteten 2016 erreicht. Die Zahl der Schwerverletzten erreichte im Jahr 1992 mit 8 743 Verunglückten ihren höchsten Wert und ging bis zum niedrigsten Wert im Jahr 2010 um über 72,6 % auf 2 398 Schwerverletzte deutlich zurück. Im Jahr 2019 gab es mit 2 557 wieder etwas mehr Schwerverletzte, was ungefähr einem Drittel der Zahl von 1991 entsprach. Die Zahl der Leichtverletzten stieg in den 1990er Jahren ebenfalls ausgehend von 8 827 Personen im Jahr 1991 zwischenzeitlich auf den Höchstwert von 13 432 im Jahr 1995 und fiel erstmals 2008 unter den Ausgangswert. Im Jahr 2013 wurden mit 7 802 Personen die wenigsten Leichtverletzten in Brandenburg gezählt. Bis zum Jahr 2019 nahm die Zahl wieder zu und lag mit 9 297 Personen 5,3 % höher als im Jahr 1991.
Insgesamt ging damit seit 1991 die Zahl der verunglückten Personen zurück. Zugleich nahm die relative Bedeutung von schwerem Personenschaden ab. So sank seit 1991 bis 2019 der Anteil der Getöteten an allen Verunglückten von 5,4 % auf 1,0 % und bei den Schwerverletzten von 43,4 % auf 21,3 %. Während 1991 nur circa die Hälfte der Verunglückten leicht verletzt war, stieg dieser Anteil bis 2019 auf 77,6 %.
Straßenverkehrsunfälle sind nach der Definition des Gesetzes über die Statistik der Straßenverkehrsunfälle alle Unfälle, bei denen infolge des Fahrverkehrs auf öffentlichen Wegen und Plätzen Personen getötet oder verletzt (Unfälle mit Personenschaden) oder Sachschäden (schwerwiegender oder sonstiger Sachschadensunfall) verursacht worden sind. Kriterium der Zuordnung ist dabei die jeweils schwerste Unfallfolge. Des Weiteren werden Verunglückte (verletzte oder getötete Fahrer und auch Mitfahrer) von Beteiligten (nur Fahrzeugführer und Fußgänger mit erlittenem oder hervorgerufenem Schaden) unterschieden. Als Hauptverursacher ist die beteiligte Person definiert, die nach erster Einschätzung der Polizei die Hauptschuld am Unfall trägt. Auskunftspflichtig sind die den Unfall aufnehmenden Beamtinnen und Beamten der jeweiligen Polizeidienststellen. Daraus folgt, dass die amtliche Statistik nur solche Unfälle erfasst, zu denen die Polizei herangezogen wurde.
Die Ergebnisse dienen vielfältigen wirtschafts- und verkehrspolitischen Zwecken und bilden die Grundlagen für weitreichende Maßnahmen und Entscheidungen der Verkehrsbehörden.
Der Artikel ist Teil der Jubiläumsausgabe „30 Jahre Brandenburg im Spiegel der amtlichen Statistik“ der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg, die im September 2020 erschien.