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Vom 13. bis 17. November 2023 haben 13 interdisziplinäre Teams aus den Statistischen Ämtern der Länder am ersten Hackathon im Verbund teilgenommen – ausgerichtet vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden. Das Ziel war die Entwicklung innovativer statistischer Produkte, die sich auch in der Praxis bewähren.
Als thematischer Schwerpunkt wurde die Darstellung regionaler Daten in Deutschland vorgegeben. Unser Team durfte sich mit seinem Prototypen „Die Datenbrauerei“ über den 2. Platz freuen. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen und Eindrücke.
Christian: Die Aufgabe war, die Daten der Regionaldatenbank übersichtlich darzustellen, um die Kreise miteinander vergleichen zu können. Unser Anwendungsbeispiel war dabei Folgendes: Ich möchte, z. B. als junge Familie, aus der Großstadt Berlin aufs Land ziehen, ein Haus kaufen und überwiegend im Homeoffice arbeiten. Welcher Kreis ist also für mich am attraktivsten? Mithilfe der Daten zu Bodenpreisen, touristischen Übernachtungen und der Anzahl der Schulen haben wir einen Index errechnet. Dafür mussten wir jedes Merkmal normieren. Das haben wir anhand der Spannbreite gemacht, sodass dann die Werte für jedes Merkmal zwischen 0 und 1 lagen. Das haben wir für jeden Kreis in Brandenburg gemacht. Das Ergebnis war ein Ranking der Kreise nach den genannten Merkmalen.
Niaz: Wir wollten sozusagen personalisierte amtliche Daten anbieten, die in den Kontext passen, der für den Nutzenden gerade wichtig ist. Als klassisches Instrument der Kundenbindung haben wir zusätzlich eine Abo-Funktion eingebaut.
Christian: Das heißt, man gibt seine E-Mail-Adresse an und wird dann vom Programm informiert, z. B. sobald eine der Datenreihen aktualisiert wird oder der Wert eines Merkmals einen Schwellenwert über- oder unterschreitet.
Kerstin: Genau. Damit die Bürger nicht immer proaktiv nach der Information suchen müssen, sondern automatisch informiert werden, sobald sich etwas an ihrem Index ändert.
Yann: Man merkt sehr schnell, dass viele unserer Anwendungen oder Produkte normalerweise von Statistikern für Statistiker, und eben nicht für den normalen Bürger, gemacht sind. Deswegen haben wir hier ein geiles Front-end gebaut, das auch richtig gut auf dem Smartphone funktioniert.
Niaz: Ich mache sowas häufiger. Normalerweise nehme ich an Game Jams teil. Da muss in einem begrenzten Zeitraum ein Videospiel programmiert werden. Mir macht das immer viel Spaß. Ich kann neue Technologien ausprobieren und am Ende habe ich etwas Fertiges, das ist immer cool.
Kerstin: Ich habe noch nie an so etwas teilgenommen und war einfach neugierig. Neue Eindrücke und Erfahrungen sammeln und ein wenig netzwerken konnte ich auch. Das hat gut funktioniert. Und dümmer wird man davon ja auch nicht.
Christian: Ich habe gedacht, wow, das finde ich spannend – eine Woche mit Kollegen zusammen ein Thema bearbeiten. Die Idee fand ich total gut. Dann habe ich erst ein bisschen gezögert, weil viel programmiert wird, und ich mich eher mit der Fachstatistik auskenne. Aber wir haben uns tatsächlich toll im Team ergänzt.
Yann: Ich habe so ein Format noch nie erlebt und hatte ordentlich Respekt davor. In so kurzer Zeit ein ansehnliches Produkt zu entwickeln, schien mir fast unmöglich zu sein. Hier im Amt bin ich Software-Architekt für unser Fachverfahren FiPS 2 und versuche immer neue Technologien und Lösungen als Verbundstandard zu platzieren. Um die Zusammenarbeit im Verbund zu fördern, ist dieses Hackathon-Format genau das Richtige.
Niaz: Eine sehr positive Erfahrung. Am Ende hatte jedes Team wirklich was Funktionierendes präsentiert. Das war sehr beeindruckend. Wir hatten 13 Lösungen, die vorgestellt wurden, und alle waren unterschiedlich. Das heißt, Kreativität und Innovationen können wir auch im Amtskontext.
Kerstin: Ich habe das ähnlich wahrgenommen. Es kamen tolle kreative Lösungen heraus. Es war alles super gut organisiert. Wir mussten uns wirklich um nichts kümmern.
Yann: Man lebt ein bisschen in einer Blase und vergisst die reale Welt um sich herum.
Kerstin: Jeder war nützlich und wichtig für dieses Team. Ich persönlich habe davon profitiert, auch mal in die Arbeitsbereiche und Arbeitsweisen anderer hineinzuschauen. Natürlich braucht man eine gewisse IT-Kompetenz im Team, aber es war von den Organisatoren schon so gedacht, dass IT- und Fachseite integriert werden.
Niaz: Ich konnte mal neue Technologien ausprobieren. Zum Beispiel habe ich ein neues Bildtool und ein neue Visualisierungskomponente genutzt. Die versuche ich jetzt auch für unsere Homepage zu nutzen. Außerdem gibt es viele Aufgaben neben der Programmierarbeit, gerade bei der Ideenfindung und bei der Ausarbeitung der Webseite. Da haben dann Christian und Kerstin neue Skills gelernt, z. B. wie mit einfachen Tools Webseiten designt werden können.
Christian: Als Statistiker habe ich mehr IT-Vokabular gelernt, z. B. was eine API ist oder was Web-Services sind. Durch die Pitches habe ich auch noch einiges an IT-Wissen mitbekommen. Das fand ich ziemlich spannend.
Yann: Wir haben bewiesen, dass ein Team viel mehr ist als die Summe der einzelnen Personen. Die Teamdynamik hat wunderbar funktioniert. Wir ITler haben auch von den Statistik-Fachleuten profitiert, gerade was die statistischen Methoden angeht. Und natürlich wurde auch kontrovers diskutiert. Unterschiedliche Leute haben zusammen ein richtig gutes und schönes Ergebnis erzielt. Teamwork ist das Motto.
Für uns am Hackathon teilgenommen haben (im Bild von links nach rechts): Yann Lostanlen (Verfahrensentwicklung Statistik), Kerstin Erfurth (Querschnittsanalysen und EXSTAT), Niaz Faridani-Rad (Internettechnik), Dr. Christian Hager (Energiestatistiken).
Vielen Dank für das Gespräch!
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