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Zum Welttag der Lehrerin und des Lehrers werfen wir einen Rückblick auf die Schulstatistik zu Kaiserzeiten in Berlin und Brandenburg. Sie zeigt die großen Unterschiede im Schulwesen zwischen Stadt und Land, etwa bei Schülerzahlen pro Lehrkraft und Unterrichtsbedingungen. Auch Züchtigung, Geschlechtertrennung und Konfession spielten eine zentrale Rolle.
Im Statistischen Jahrbuch für den Preußischen Staat 1910 sind im Kapitel XV „Unterrichtswesen“ mit 5 Untergruppen „A. Das niedere Unterrichtswesen“ in Preußen für die Jahre 1896, 1901 und 1906 nach Stadt und Land getrennt dargestellt. Insgesamt umfasst das genannte Kapitel 5 Unterkapitel auf 65 Seiten. Auf der ersten Seite – einer Doppelseite – sind die sogleich wichtigsten Kennziffern der „öffentlichen Volksschulen“ zusammengefasst.
Wie damals üblich, sind eine Reihe von Fußnoten vorhanden. Deutlich erkennbar ist, dass zwischen Stadt und Land erhebliche schulische Unterschiede, insbesondere was die Anzahl der Schulklassen und Schüler pro Lehrkraft betrifft, bestanden. Eine geringe Zahl von Kindern wurde damals wegen Überfüllung nicht in die Schule aufgenommen. Die Konfession und Geschlechtertrennung spielte ebenfalls eine große Rolle und wurde statistisch erfasst, ebenso wie die Kosten. Insgesamt ist eine durchaus positive Entwicklung der einzelnen Merkmale, die damals Schilderungsgegenstände hießen, erkennbar. Zum niederen Unterrichtswesen zählten in Preußen:
Bildquelle: Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat, Achter Jahrgang 1910, Verlag des Königlichen Statistischen Landesamts 1911, S. 202 f.
Indes war das Preußische Schulsystem nicht ganz so unübersichtlich wie das bundesdeutsche heutzutage. Genannt wurden folgende Schulgattungen¹: Gymnasium und Realgymnasium (Normal- und Reform-System), Alumnat (Internat) und Pädagogikum, Kadettenanstalt, Oberrealschule, Realschule, (Regierungs- und speziell Berliner Lehrplan), Höhere Mädchenschule, Gymnasialkurse für die weibliche Jugend, Lehrerinnenseminar, Seminar- und Präbarandenanstalten, Mittelschule, Gemeindeschule, einklassige Volksschule, Taubstummen- und Blindenanstalt und Hülfsschule für Schwachsinnige.
Zur Jahrhundertwende spielte der Rohrstock als Disziplinierungsmittel noch eine wesentliche Rolle, worüber exakt Nachweis geführt werden musste. Was aus heutiger Sicht einigermaßen skurril anmutet, war damals keineswegs unüblich: Genauestens Buch zu führen auch über die Art der Züchtigungen.
1 Entnommen aus: Deutsche Unterrichts-Ausstellung auf der Welt-Ausstellung in St. Louis 1904, Preussisches Ministerium der geistlichen, unterrichts- und medizinischen Angelegenheiten, Höheres und niederes Unterrichtswesen, Berlin 1904, Druck von W. Büxenstein, S. IV, unter: www.archive.org/details/hheresundnieder00bahlgoog
Der Artikel erschien erstmals in der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg, Ausgabe 1/2010. Autor: Jürgen Hübner. Aktuelle Zahlen zum Thema Schulwesen finden Sie in unserer Rubrik Schulen.
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