Wie viele Menschen leben in Berlin? Welche Quelle ist die richtige?
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Der Zensus 2022 ist die aktuell größte statistische Erhebung Deutschlands und liefert eine neue amtliche Bevölkerungszahl. Die Personenbefragung steht hier neben der Gebäude- und Wohnungszählung im Mittelpunkt. Sie ermöglicht auf Basis einer Haushaltsstichprobe Einblicke in demografische Strukturen und Lebensbedingungen der Bevölkerung. Dieser Beitrag beschreibt, wie wir dieses Großprojekt gestemmt haben.
Allein in Berlin und Brandenburg wurden beim Zensus 2022 mehr als 700.000 Personen befragt. Für die konzeptionelle Vorbereitung und Durchführung der Befragungen waren die jeweiligen Statistischen Ämter der Länder verantwortlich – und somit wir für die Bundesländer Berlin und Brandenburg. Aufgrund struktureller Unterschiede zwischen dem Stadtstaat und dem Flächenland standen wir mit der Durchführung der Volkszählung in unserer Region vor besonderen Herausforderungen.
Gemessen an der Anzahl der zu befragenden Personen, befand sich in Berlin die größte Erhebungsstelle Deutschlands. Im Bezirk Lichtenberg organisierten und koordinierten wir die zentrale Anlaufstelle für 1.800 ehrenamtliche Interviewende und waren somit direkt für die Durchführung der Erhebung in der Bundeshauptstadt verantwortlich. In Brandenburg wurden im Gegensatz dazu 18 dezentrale Erhebungsstellen sowie eine Zweigstelle eingerichtet und insgesamt 2.300 Interviewende eingesetzt. Während die Kommunen hier für die Datenerhebung zuständig waren, übernahmen wir die fachliche Aufsicht und Koordination zur Sicherstellung von Einheitlichkeit und Qualität der erfassten Daten.
Insgesamt wurden in Berlin 300.000 Personen an ungefähr 20.000 Anschriften befragt, in Brandenburg rund 410.000 Personen an ca. 100.000 Anschriften. Die Erhebungsstellen in Brandenburg waren strategisch platziert, um eine angemessene Erfassung der Bevölkerung in ländlicheren Gebieten und kleineren Gemeinden zu gewährleisten.
Bei der Personenbefragung handelt es sich um eine Stichprobenerhebung, die ungefähr 10 % der Haushalte abdeckt und auf Melderegisterdaten basiert. Zusätzlich fand eine flächendeckende Befragung an Sonderanschriften (z. B. Studierendenwohnheime und Gemeinschaftsunterkünfte wie Pflegeheime) in Berlin und Brandenburg statt. Hier wurden Angaben für alle Bewohnenden eingeholt, da diese Daten in den Melderegistern fluktuationsbedingt oft zu ungenau sind.
Beim Zensus drehte sich alles um den 15. Mai 2022, auf diesen Stichtag beziehen sich alle Befragungen. An diesem Tag begannen die Interviewenden mit ihren Befragungen und schlossen sie bis Ende August 2022 ab. In den verschiedenen Erhebungsstellen wurde ein strukturierter Prozess durchgeführt, um sicherzustellen, dass genügend Interviewende bereitstanden und die Erhebung reibungslos ablief.
Die ehrenamtlichen Interviewenden wurden über Werbemaßnahmen rekrutiert, anschließend geschult, auf Geheimhaltung und Datenschutz verpflichtet und während des Erhebungszeitraums betreut. In der Erhebungsstelle Berlin waren 110 unserer Mitarbeitenden dafür tätig, während das Koordinationsteam für Brandenburg aus sieben Personen bestand. Diese waren verantwortlich für die Beratung und Schulung der Leitungen der Erhebungsstellen, die wiederum insgesamt 140 Mitarbeitende beschäftigten.
Im Zentrum der Erhebung standen die Anschriften. Die geringere Zahl an Anschriften in Relation zu den befragten Personen in Berlin erschließt sich aus der höheren Anzahl an Mehrfamilienhäusern im Vergleich zu Brandenburg. Die „größte“ Anschrift innerhalb der Haushaltsstichprobe für Berlin umfasste allein 648 Personen, die von fünf Interviewenden befragt wurden. In Brandenburg wohnten 536 Personen an der „größten“ Anschrift.
Methodisch gab es im Vergleich zum letzten Zensus im Jahr 2011 einige Änderungen. So wurde dieses Mal zum Beispiel eine Online First-Strategie verfolgt, wodurch die Befragungen bevorzugt online beantwortet werden sollten. Im Vorfeld begaben sich die Interviewenden zu jeder Anschrift und warfen eine Ankündigung für einen ersten Befragungstermin in den Briefkasten. Bei diesem Termin wurde die Existenz der befragten Person geprüft und eine Kennung für die Meldung weiterer Daten übergeben. Diese Meldung konnte auf drei Wegen erfolgen: online über ein Webformular, via Papierfragebogen oder per Telefoninterview. Etwa drei Viertel der Befragten nutzten die Online-Möglichkeit, beim Zensus 2011 waren es nur ca. 10 % der Auskunftspflichtigen.
In den Erhebungsstellen wurden die eingegangen Daten in eine Fachanwendung eingetragen und die Papierfragebogen zuvor in einem Beleglesezentrum maschinell eingelesen. Insgesamt verarbeiteten die Mitarbeitenden in Berlin 57.000 und in Brandenburg 73.000 Papierfragebogen.
Personen, die nicht angetroffen wurden oder sich der Befragung verweigerten, erhielten Aufforderungen zur Auskunft durch Erinnerungsbriefe, Heranziehungs- oder Festsetzungsbescheide. Innerhalb des Erhebungszeitraums wurden so über 100.000 personalisierte Briefe in Berlin versendet. Dies trug wesentlich dazu bei, den Rücklauf zu erhöhen und die Qualität der Ergebnisse zu verbessern.
Ab Ende November 2022 wurden in den Erhebungsstellen Plausibilitätsprüfungen und Maßnahmen zur Qualitätssteigerung durchgeführt, bevor sie im Frühjahr 2023 geschlossen wurden. Aktuell erfolgt die bundesweite Hochrechnung der Ergebnisse. Im Sommer 2024 sollen die neuen Bevölkerungszahlen bekanntgegeben und die Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
Warum wir beim Zensus nicht nur Personen interviewen, sondern auch Gebäude und Wohnungen zählen und wieso diese Erhebungen so wichtig sind, erklären wir auf unseren Übersichtsseiten zum Zensus 2022.
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