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Die Besteuerung von Bier reicht weit zurück, doch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte sie eine neue Dimension im Deutschen Kaiserreich. Mit einer wachsenden Finanznot der Kommunen und dem Brausteuergesetz wurde die Bierbesteuerung zum Zentrum gesellschaftlicher Unruhen. Ein Rückblick auf die Brauwirtschaft von früher, natürlich vermengt mit amtlichen Zahlen.
Im Mittelalter war Bier ein Grundnahrungsmittel, es wurde anstelle von Wasser getrunken. Was mit den damaligen hygienischen Bedingungen erklärbar ist. Das Bier war aufgrund seiner Herstellung fast keimfrei und soll deshalb auch als Kindernahrung und zur Seuchenvorbeugung sehr beliebt gewesen sein. Dazu war allerdings eine wichtige Voraussetzung erforderlich, die von den Stadtherolden regelmäßig verkündet wurde. Etwa so:
Natürlich wurde bereits im Mittelalter eine Steuer auf den Gerstensaft erhoben. Damit ergab es sich zwangsläufig, dass die amtliche Statistik sehr früh mit der Erhebung beauftragt wurde.
Dem Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich 1912 sind die abgebildeten Tabellen entnommen. Sie vermitteln einen Eindruck über die Bierherstellung und die Betriebsgröße im Deutschen Kaiserreich sowie über die regionale Biererzeugung nach den Steuergebieten. Bemerkenswert ist dabei, dass Bayern, Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen zu dieser Zeit nicht zum Reichsbrausteuergebiet gehörten. Sie hatten sich bei der Reichsgründung 1871 Sonderrechte gesichert. Erst nach dem 1. Weltkrieg galt auch bei den drei ersteren das Reichssteuergesetz.
Die Finanznot der Kommunen befeuerte zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Bierbesteuerung. Dies war verbunden, wie heute an anderen Stellen, mit einem sehr emotional geführten Kampf der Bürger gegen diese Mehrbelastung. In einer Brandenburgischen Kleinstadt mit ca. 13.000 Einwohnern sind diese Vorgänge im Zusammenhang mit der Einführung der kommunalen Biersteuer in der Tagespresse der damaligen Zeit dokumentiert.
Es wurden regelrechte Bierkriege mit Drohungen gegen den Preiswucher der Wirte und gewählte Stadtverordnete, aber auch mit patriotisch-aufopferungsvollen Gesten geführt. Letztendlich mussten die Wirte unter Aufsicht der Vereine der Stadt ihre Kalkulationen offenlegen und genehmigen lassen. Um 1900 gab es in dieser kleinen Stadt vier Brauereien und ca. 100 Kneipen – aber eben kein Fernsehen und Radio. Das Brausteueraufkommen betrug nach der Einführung etwa 5.000 RM jährlich – das sind vier Jahresgehälter eines Nachtwachbeamten.
1910 zählte das Deutschen Reich 4.324 Brauereien, die 3.803.100 m³ Bier herstellten. Das ergibt einen mit Bier randvoll gefüllten Würfel mit einer Kantenlänge von 156 m. 2023 waren es dann 8.376.187 m³ (Kantenlänge des Würfels: 203 m) aus 1.492 Brauereien. Auch der Pro-Kopf-Verbrauch entwickelte sich: von 74 Liter auf 82,9 Liter.
1912 war die Biergewinnung mit drei Tabellen im Statistischen Jahrbuch vertreten, 2023 brachte es das Statistische Bundesamt auf monatlich zwei Fachserien: Absatz von Bier – Deutschland, Monate und Absatz von Bier, betriebene Braustätten, Verbrauch von Bier – Deutschland, Jahre.
Tabellen: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1912, S. 78 – 79.
Zeitungsauschnitte: Niederlausitzer Heidemuseum Spremberg
Der Artikel erschien erstmals in der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg, Ausgabe 3/2011 und wurde hier um aktuelle Zahlen für das Jahr 2023 (vorläufige Zahlen) ergänzt.
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