Gibt es sie noch, die Wilmersdorfer Witwe?
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Der 3. Juni steht ganz im Zeichen des Fahrrads – der weltweite Aktionstag hebt die Bedeutung dieses Fortbewegungsmittels hervor. Radfahren ist nicht nur umweltfreundlich und gesundheitsfördernd, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil des Alltags vieler Menschen. Mit der Beliebtheit des Fahrrads gehen jedoch auch Gefahren im Straßenverkehr einher. Fahrradfahrende werden in Unfälle verwickelt oder verursachen sie sogar. Wie die aktuelle Situation in der Region aussieht, zeigen wir mit diesem Beitrag.
Laut Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018 besitzen 74,7 % der Haushalte in Berlin und 86,6 % der Haushalte in Brandenburg mindestens ein Fahrrad. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Fahrrädern und Pedelecs gestiegen. Insbesondere während der Pandemie griffen Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend zum Rad, sei es aus Gründen des Infektionsschutzes oder um die Fitness zu erhalten. Die Umfrage „Fahrrad-Monitor 2023“¹ des SINUS-Instituts belegt, dass 46 % der Deutschen in Zukunft häufiger Rad fahren möchten und ein Viertel innerhalb des nächsten Jahres ein entsprechendes Gerät erwerben will.
Die Statistik des Einzelhandels zeigt einen preisbereinigten Umsatzaufschwung mit Fahrrädern, Fahrradteilen und -zubehör in der Hauptstadtregion, vor allem im ersten Coronajahr 2020. In diesem Jahr stiegen die Umsätze in Berlin im Vergleich zum Vorjahr um 24,5 %, in Brandenburg sogar um 41,1 %. Während die Umsätze in Brandenburg weiterhin deutlich über dem Niveau von vor 2020 liegen, weist Berlin eine weniger starke Entwicklung auf.
Die steigende Nachfrage und wirtschaftliche Veränderungen schlagen sich auch in der Preisentwicklung nieder. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen für ihre Mobilitätsvorliebe aktuell tiefer in die Tasche greifen. Die Preise sind sowohl für normale Fahrräder als auch für Pedelecs in den vergangenen Jahren gestiegen und liegen über dem Niveau von 2019. In Berlin fiel der Preisanstieg im Jahr 2023 etwas geringer aus. Fahrräder wurden im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 % teurer, Pedelecs um 0,6 %. In Brandenburg sanken die Preise im selben Jahr um 0,8 % bzw. 2,2 %. Auffällig sind die Preissteigerungen bei Fahrradinspektionen, was sich, wie in vielen anderen Dienstleistungsbereichen, auf steigende Lohn- oder Materialkosten zurückführen lässt.
Ein Pedelec ist ein Fahrrad mit Trethilfe und einem elektromotorischen Hilfsantrieb mit einer maximalen Nenndauerleistung von 0,25 kW, dessen Unterstützung sich mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit progressiv verringert und spätestens beim Erreichen von 25 km/h unterbrochen wird – umgangssprachlich werden sie auch E-Bikes genannt.
Schon mal vorweg: Ein eklatant steigendes Unfallaufkommen in der Hauptstadtregion zeichnet sich trotz steigender Fahrradbeliebtheit nicht ab. Die Zahl der Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden ist im Jahr 2023 insgesamt in beiden Bundesländern im Vergleich zu 2019 etwas zurückgegangen. In diesem Zuge gab es in Berlin auch weniger Unfälle, in denen Radfahrende verwickelt waren (–12,2 %). In Brandenburg waren es zehn Unfälle mehr.
Interessant ist hier wieder ein Blick auf das Jahr 2020: Hier wurden etwas mehr Unfälle mit Personenschaden und Fahrradbeteiligung als im Jahr davor oder in den Jahren danach gemeldet. Ein möglicher Grund ist, dass viele Menschen während der Pandemie auf öffentliche Verkehrsmittel verzichteten und stattdessen das Fahrrad nutzten. Auch der Anteil der Unfälle mit Fahrradbeteiligung an allen Straßenverkehrsunfällen war in 2020 etwas höher. In Berlin lag er bei 43,3 % (2023: 36,1 %), in Brandenburg bei 38,0 % (2023: 33,9 %).
E-Bikes bzw. Pedelecs liegen im Trend, was sich auch im Unfallgeschehen zeigt. Die Anzahl der Unfälle mit Personenschaden im Zusammenhang mit E-Bikes ist vor allem in Brandenburg in den letzten fünf Jahren gestiegen – und somit auch ihr Anteil an Unfällen. Bei genauerer Betrachtung der Altersklassen fällt auf, dass in Brandenburg mit zunehmendem Alter mehr Unfälle verursacht werden, besonders in der Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Dies könnte mit Ausflügen zusammenhängen. In Berlin hingegen gibt es unter den jüngeren Altersgruppen ebenfalls viele Unfälle, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass viele Pendelnde in der Stadt Pedelecs für ihren Arbeitsweg nutzen.
Bei Unfällen mit Personenschaden, die durch Radfahrende verursacht werden, sind Männer in der Überzahl. Im Jahr 2023 ließen sich in Berlin 66,9 % dieser Unfälle auf Männer zurückführen, in Brandenburg waren es 65,6 %. Dieses Verhältnis ist in den vergangenen Jahren nahezu konstant geblieben.
Insgesamt verzeichnet Berlin einen Rückgang in dieser Unfallklasse. 2019 lag die Zahl der Fahrradfahrenden, die Straßenverkehrsunfälle verursacht haben, bei über 2.000, während es 2023 nur noch 1.765 Personen waren. In Brandenburg hingegen zeigt sich ein entgegengesetzter Trend. Hier waren es 2019 noch 1.344 und 2023 bereits 1.501 Personen.
Auch Kinder sind in Fahrradunfälle involviert. Die Statistik nach Uhrzeiten zeigt, dass ein Großteil dieser Unfälle in der Zeit zwischen 7 und 8 Uhr passiert, also auf dem Weg zur Schule. Am Nachmittag, nach der Schule oder während des Feierabendverkehrs, steigen die Zahlen ebenso an. Interessanterweise ist in Brandenburg das Unfallaufkommen in dieser Altersgruppe zu den meisten Uhrzeiten sogar höher als in Berlin.
Insgesamt sind 2023 in Berlin 5.202 Radfahrende verunglückt. Das sind ca. 300 Personen weniger als 2019. In Brandenburg sind mit 2.941 Personen nahezu gleich viele Personen verunglückt wie fünf Jahre zuvor. Es zeigt sich auch hier, dass in Berlin allgemein mehr Personen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren verunglücken, wohingegen es in Brandenburg häufiger 55- bis 70-Jährige trifft.
Ein Blick auf die Regionen zeigt, dass der Bezirk Mitte in Berlin die meisten Unfälle mit Personenschaden und Fahrradbeteiligung verzeichnet. Im Jahr 2023 waren es dort 961 Unfälle. Es folgen Friedrichshain-Kreuzberg (672 Unfälle) und Pankow (608 Unfälle). In Marzahn-Hellersdorf sind Radfahrende dagegen sicherer unterwegs. In Brandenburg wurden die meisten Unfälle in Potsdam gemeldet (444), die wenigsten in Frankfurt (Oder) (41). Ländliche Gebiete in Brandenburg weisen grundsätzlich niedrigere Unfallzahlen mit Fahrradbeteiligung auf.
¹Bundesministerium für Digitales und Verkehr: Zum Fahrrad-Monitor vom 15.12.2023
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