Wie viele Menschen leben in Berlin? Welche Quelle ist die richtige?
Ein Anliegen, aber mehrere Zahlen in der amtlichen Statistik. Kann das sein? Ja. Und alle Zahlen sind korrekt. Wir klären auf....
In Deutschland sind die bildungsrelevanten Ressourcen der Familie für den Bildungserfolg der Kinder nach wie vor ein entscheidender Faktor. Drei familiär bedingte Risikolagen für Bildung lassen sich identifizieren: formal gering qualifizierte Eltern, nicht erwerbstätige Eltern und Armutsgefährdung. Von mindestens einer dieser drei Risikolagen für Bildung sind 2022 insgesamt 31 % aller unter 18-Jährigen in Deutschland betroffen.
Eltern mit niedrigen Bildungsabschlüssen können ihre Kinder in schulischen Belangen weniger unterstützen (Risikolage formal gering qualifizierter Eltern). Sind Eltern nicht im Arbeitsmarkt, fehlt ihren Kindern der Zugang zu Netzwerken, die auf der Erwerbstätigkeit der Eltern basieren und den Kindern einen erleichterten Zugang zu Hilfen, Anerkennung und Kontakten bis hin zum Finden von Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen bieten können (soziale Risikolage). Bei einer Armutsgefährdung ist die monetäre Grundlage für Bildungsteilhabe beeinträchtigt (finanzielle Risikolage). Es ist zudem davon auszugehen, dass die drei Risikolagen über eine Vorbildwirkung der Eltern zusätzlichen Einfluss auf die Bildungskarrieren der Kinder haben.
Die Herausforderungen und Hindernisse für Kinder in Bezug auf erfolgreiche Bildungsteilhabe sind umso schwerwiegender, je mehr Risikofaktoren sich anhäufen. 17 % der Kinder leben mit genau einer Risikolage, 10 % mit genau zwei Risikolagen und 4 % sehen sich mit allen drei Risikolagen konfrontiert. Jedes zehnte Kind erlebt ausschließlich ein Armutsrisiko, wovor in diesen Fällen auch eine Erwerbstätigkeit der Eltern nicht zu schützen vermag. Bei der Kombination von genau zwei Risiken tritt die Verbindung aus Armutsrisiko und dem Risiko formal gering qualifizierter Eltern mit 6 % am häufigsten auf. Da die Risikolagen prinzipiell eine hohe Abhängigkeit untereinander aufweisen, ist es nicht ungewöhnlich, dass Kinder von mehreren Risikolagen gleichzeitig betroffen sind.
Abbildung im 10. Nationalen Bildungsbericht:
von bildungsbezogenen Risikolagen mehrfach betroffene Kinder 2022
Da Bildung Ländersache ist, lohnt ein Blick auf die Situation in den Bundesländern. Dabei ergibt sich ein heterogenes Bild. Der markante Ost-West-Unterschied bei der Risikolage formal gering qualifizierter Eltern – mit auffällig niedrigen Anteilswerten in den ostdeutschen Flächenländern – ist zum Teil dem Nachhall des DDR-Bildungssystems zu verdanken, das nur wenige ohne einen Ausbildungsabschluss verlassen haben. Zudem spielt der niedrigere Bevölkerungsanteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte, die häufig einen geringeren formalen Bildungsstand haben, eine Rolle. Kinder von Alleinerziehenden und Kinder von Eltern, die erst im Erwachsenenalter nach Deutschland zugewandert sind, weisen die höchsten Anteile bei Bildungsrisiken auf. Diese Familienkonstellationen sind in den Stadtstaaten häufiger anzutreffen. Darüber hinaus leben Familien mit Einwanderungsgeschichte der Bezugsperson vergleichsweise oft in den westdeutschen Flächenländern, sodass diese ebenfalls im regionalen Vergleich hervorstechen.
In den westlichen Flächenländern Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Schleswig-Holstein sowie in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen liegen die Anteile betroffener Kinder bei allen drei Risikolagen über dem Bundesdurchschnitt, wenn auch teilweise nur knapp. Im Stadtstaat Bremen ist die Hälfte (52 %) der Kinder von mindestens einer Risikolage betroffen – deutlich häufiger als in Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland- Pfalz, dem Saarland und Schleswig-Holstein. Hier lebt immer noch jeweils mehr als ein Drittel der Kinder unter der Belastung mindestens einer Risikolage. In Bremen, dem Saarland, Hamburg sowie Nordrhein-Westfalen ist mehr als jedes 20. Kind gleichzeitig von allen drei Risikolagen betroffen.
Abbildung im 10. Nationalen Bildungsbericht: Risikolagen der unter 18-Jährigen 2022
Das Vorliegen bildungsbezogener Risikolagen bei Berliner Kindern weicht aktuell nicht nennenswert vom Bundesdurchschnitt ab. 11 % der Berliner Kinder wachsen bei Eltern auf, die nicht erwerbstätig sind, 14 % bei Eltern mit formal geringer Qualifizierung und 21 % leben mit einem Armutsrisiko. Knapp jedes 20. Berliner Kind hat mit allen drei Risikolagen gleichzeitig zu kämpfen. Im Zehnjahresvergleich sind die Anteile von Risikolagen betroffener Kinder in Berlin deutlich um 8 Prozentpunkte bei der elterlichen Nichterwerbstätigkeit, um 5 Prozentpunkte bei der durch niedrige Bildungsabschlüsse der Eltern gekennzeichneten Risikolage und um 6 Prozentpunkte beim Armutsrisiko zurückgegangen.
Brandenburger Kinder wachsen zu einem geringeren Teil mit bildungsbezogenen Risikolagen auf. 9 % der Brandenburger Kinder leben in einem nichterwerbstätigen Elternhaus, 6 % haben Eltern mit niedrigen Bildungsabschlüssen und 17 % tragen ein Armutsrisiko. In Bezug auf den Bildungsabschluss der Eltern und die Armutsgefährdung liegen diese Anteile deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Zusätzlich sind 2022 im Vergleich zu 2012 weniger Kinder von der sozialen Risikolage (–3 Prozentpunkte) und der Armutsgefährdung (–8 Prozentpunkte) betroffen.
„Bildung in Deutschland 2024“ ist der 10. Nationale Bildungsbericht. Im Bericht wird indikatorgestützt auf Grundlage von Daten der amtlichen Statistik und weiterer Datenquellen das gesamte Bildungsgeschehen im Lebensverlauf – von der frühen Bildung bis zur Weiterbildung im Erwachsenenalter – dargestellt. Eine Analyse der Rahmenbedingungen für den Bildungserwerb mit den Aspekten demografische und wirtschaftliche Entwicklung, Erwerbstätigkeit und Familien und Lebensformen vervollständigt das Bild. Viele Ergebnisse liegen auf regionaler Ebene und im internationalen Vergleich vor.
Der Bericht wird von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation erstellt. Beteiligt sind das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) an der Georg-August-Universität sowie die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg vertritt dabei die Statistischen Ämter der Länder. Die Kultusministerkonferenz (KMK) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördern die Erarbeitung des Berichts.
Querschnittsanalysen, EXSTAT, Geoservice
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