Wie viele Menschen leben in Berlin? Welche Quelle ist die richtige?
Ein Anliegen, aber mehrere Zahlen in der amtlichen Statistik. Kann das sein? Ja. Und alle Zahlen sind korrekt. Wir klären auf....
Abgesagte Großveranstaltungen und vor allem das Verbot für Hotels, Pensionen und andere Vermietende von Unterkünften, Touristinnen und Touristen zu empfangen, sorgte in den Jahren 2020 und 2021 für starke Rückgänge der Gäste im Berliner und Brandenburger Beherbergungsgewerbe. Jeder zweite meldepflichtige Betrieb, sowohl in Berlin als auch in Brandenburg, hatte während der Corona-Pandemie zeitweise geschlossen oder war geöffnet, ohne jedoch Gäste zu beherbergen.
Seit Anfang des Jahrtausends gab es in Berlin starke Zuwächse bei den Übernachtungen. In den letzten Jahren wurden immer neue Rekorde bei den Übernachtungszahlen erreicht. Von 2001 bis 2019 nahm die Zahl der Übernachtungen durchschnittlich jährlich um 6,2 % zu. 2019 wurden knapp dreimal so viele Übernachtungen gemeldet wie 2001. Die Rückgänge im Jahr 2020 waren so drastisch, dass die Gästezahlen wieder das Niveau von 2001 erreichten. Entsprechend verweilten mit 4,9 Mill. 2020 genauso viele Gäste in der Hauptstadt wie im Jahr 2001 und damit 64,6 % weniger als im Jahr 2019. Die Zahl der Übernachtungen sank gegenüber dem Vorjahr um 64,0 % auf 12,3 Mill. Die Zahl der Gäste aus dem Inland sank im Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 2019 um 56,8 % auf 3,7 Mill. und die der Übernachtungen um 54,1 % auf rund 8,6 Mill. Die Zahl der aus dem Ausland ankommenden Gäste ging in diesem Zeitraum sogar um 76,5 % auf 1,3 Mill. zurück. Deren Übernachtungen sanken um 76,0 % auf 3,7 Mill.
Nach Betriebsarten betrachtet mussten die Jugendherbergen mit 67,1 % den höchsten relativen Verlust bei den Übernachtungen tragen, gefolgt von den Hotels mit einem Rückgang von 65,6 %. In den ersten acht Monaten des Jahres 2021 wurden 6,6 Mill. Übernachtungen in den Berliner Beherbergungsbetrieben gezählt. Das waren 30,5 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Gegenüber den ersten acht Monaten 2019, in dem die Pandemie noch keine Rolle spielte, ging die Zahl der Übernachtungen sogar um 71,1 % zurück. Die Daten zeigen, wie die Anzahl der ankommenden Gäste und der verzeichneten Übernachtungen mit den Reisebeschränkungen ab März 2020 sanken. Im April 2020 verzeichneten die Berliner Betriebe nur 162 Tsd. Übernachtungen und 51 Tsd. ankommende Gäste. Im Sommer 2020 gab es eine leichte Erholung. Das Verbot von Übernachtungen zu touristischen Zwecken ab November 2020 bis Anfang Juni 2021 ist in den Daten wieder deutlich zu erkennen. Nur Übernachtungen aus dienstlichen Gründen und zu besonderen familiären Anlässen ermöglichten es den Beherbergungsbetrieben, dass sie je nach Monat zwischen 5,4 % und 34,3 % der Übernachtungen vor den Corona-Eindämmungsmaßnahmen verzeichnen konnten.
Auch in den Sommermonaten Juli und August 2020 wurden mit einem Anteil von 44,2 % weniger als die Hälfte der Übernachtungen in den Vergleichsmonaten 2019 gezählt. In den Sommermonaten Juli und August 2021 konnten immerhin 60,9 % der Übernachtungen aus dem Jahr 2019 vermeldet werden. Die elf Kalendermonate in den Jahren 2020 und 2021, in denen Übernachtungen zu touristischen Zwecken nicht erlaubt waren, sind in den Abbildungen deutlich zu erkennen.
In allen Berliner Bezirken machten sich die Auswirkungen der Pandemie sowohl bei den Gästen als auch bei den Übernachtungen bemerkbar. Besonders hohe absolute Verluste zwischen 2019 und 2020 hatten die Betriebe der Innenstadtbezirke, allen voran Berlin-Mitte mit einem Rückgang von 9,7 Mill. Übernachtungen, zu verkraften. Den geringsten Rückgang an Übernachtungen verzeichnete der Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit einem Rückgang von 94,3 Tausend Übernachtungen. Relativ betrachtet mussten die Beherbergungsbetriebe in Friedrichshain-Kreuzberg die stärksten Rückgänge von 67,0 % hinnehmen. Die Außenbezirke hatten mit geringeren Rückgängen (58,8 %) als die Innenstadtbezirke (Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf: 65,7 %) zu kämpfen.
Mit 10,1 Mill. Übernachtungen meldeten die Brandenburger Beherbergungsbetriebe für 2020 knapp ein Drittel weniger als im Jahr 2019 und lagen damit auf dem Stand von 2008. Die Zahl der Gäste sank gegenüber 2019 um 37,7 % auf 3,3 Mill. In 2021 besuchten bisher 1,8 Mill. Gäste mit rund 6,3 Mill. Übernachtungen die Brandenburger Beherbergungsbetriebe. Das waren 12,6 % weniger Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Übernachtungen ging um 36,8 % zurück. In den Sommermonaten Juli und August der Jahre 2020 und 2021 konnten die Brandenburger Beherbergungsbetriebe ähnliche Übernachtungszahlen verzeichnen wie im Jahr 2019 (–2,0 % bzw. +1,8 %), als die Corona-Pandemie noch kein Thema war.
In allen Reisegebieten ging 2020 sowohl die Zahl der Gäste als auch der Übernachtungen zurück. Besonders betroffen war das Reisegebiet Dahme-Seenland, wo nur knapp die Hälfte der Übernachtungen von 2019 (45,3 %) gemeldet wurden. Den geringsten relativen Verlust von 7,2 % an Übernachtungen verzeichnete das Lausitzer Seenland. Auch in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 mussten alle Reisegebiete herbe Rückschläge bei den Gäste- und Übernachtungszahlen im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2019 verkraften. Am stärksten gingen die Übernachtungen im Dahme-Seenland (–51,3 %) zurück. In der Prignitz war der Einbruch bei den Übernachtungen am geringsten (–17,9 %).
Nach Betriebsarten betrachtet, konnten nur die Campingplätze eine positive Bilanz ziehen. Im Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 besuchten mit 466,5 Tsd. Personen (+4,2 %) so viele Gäste wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1992 die Brandenburger Campingplätze. Es wurden rund 1,5 Mill. Übernachtungen gezählt, was gegenüber dem Jahr 2019 einer Steigerung um 10,0 % entspricht. Am gesamten Tourismus des Landes hatte der Campingtourismus 2020 bei den Gästeankünften einen Anteil von 14,3 % und bei den Übernachtungen von 15,1 %. Beide Anteile sind Höchstwerte seit Beginn der Erhebung. Die durchschnittliche Auslastung der Stellplätze erhöhte sich von 13,5 % im Jahr 2019 auf 17,8 % im Jahr 2020 und auf 18,8 % im Zeitraum Januar bis August 2021.
Monika Buchholz leitet das Team Tourismus im Referat Dienstleistungen, Handel, Tourismus des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg.
Antje Brümmerstädt ist Sachbearbeiterin im Referat Dienstleistungen, Handel, Tourismus des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg.
Der Fachbeitrag erschienen erstmals in der Zeitschrift für amtliche Statistik Berlin Brandenburg. Die komplette Ausgabe 3+4/2021 lesen Sie hier.
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