Nun, stellen Sie sich Folgendes vor: Ein Unternehmen, das vor 20 oder 30 Jahren noch die komplette Produktion und alle dafür notwendigen Tätigkeiten, wie beispielsweise die Verpackung und den Vertrieb der Produkte, unter einem Dach vereinigte, hat nun seit einigen Jahren viele dieser für die komplette Wertschöpfungskette notwendigen Tätigkeiten aus Gründen der Kostenminimierung oder Haftungsreduzierung in eigenständige Firmen, also verschiedene rechtliche Einheiten, ausgelagert – dabei handelt es sich um das sogenannte Outsourcing von unternehmerischen Tätigkeiten.
Nun wird die Wirtschaftsstruktur in der deutschen Statistik nach dem Schwerpunkt der Haupttätigkeit der Unternehmen, also bisher der Haupttätigkeit der rechtlichen Einheiten, dargestellt. Das heißt, die ausgelagerten Hilfstätigkeiten sind in den amtlichen Statistiken nicht dem eigentlichen Schwerpunkt der Markttätigkeit (Produktion), sondern in der Regel unternehmensnahen Dienstleistungen wie dem Handel zugeordnet. Das führt dazu, dass in der amtlichen Statistik seit Jahren eine starke Zunahme der Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich verzeichnet wird. Dieser beobachtete Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft entspricht aber nicht der wirtschaftlichen Realität.
Ziel der Unternehmensstatistiken ist es, die Wirtschaftsstrukturen entsprechend des realen Marktgeschehens abzubilden. An dieser Stelle setzt der EU-Unternehmensbegriff an, der alle rechtlichen Einheiten, die in Bezug auf eine bestimmte Marktleistung zusammenarbeiten, zu einem Unternehmen zusammenfasst.